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K R E T A
    Kretische Natur  ·  24. Februar 2018

    Salbei & Thymian

    tagPlaceholderTags:

    Ein Stück Süden für Dich

     

    Kreta erleben

     

    Max und Lily führen ein gutes Leben in Wien. Ihre Ehe ist harmonisch, der Alltag Routine. Ihr Traum: Ein ruhiger Lebensabend auf ihrer Trauminsel Kreta!

     


    Stefano und Sofia sind Kreter und leben schon immer auf der Insel. Einmal im Jahr freuen sie sich auf Max und Lily, mit denen sie trotz der Entfernung eine innige Freundschaft verbindet. Doch in diesem Jahr kommt alles anders: Unerwartet verstirbt Max und hinterlässt drei Menschen, die alle auf ihre Art versuchen, mit seinem „Vermächtnis“ umzugehen.
     

     

    Stefano, der auf seine Weise um den Freund trauert, sieht seine Ehe in Gefahr, denn Sofia kann den verlorenen Freund nicht loslassen und vergisst in ihrer Trauer, dass es noch gilt, ein eigenes Leben zu führen. Lily hingegen wird nicht nur mit dem Verlust des geliebten Ehemannes konfrontiert, sondern auch mit der Tatsache, dass dieser scheinbar mehr Geheimnisse vor ihr hatte, als sie jemals für möglich gehalten hätte. Denn plötzlich ist Lily Eigentümerin eines eigenen Hauses auf Kreta!
     

     

    Nach dem Erfolg von „Und tschüss: Auf nach Kreta!“ hat Sigrid Wohlgemuth einen weiteren Roman erschaffen, bei dem nicht nur die Geschichte den Leser fesselt, sondern auch die Beschreibungen Kretas mit bekannten und unbekannten „Geheimtipps“ für alle Reisenden ein Muss sind.

     

    Taschenbuch, ca 320 Seiten

     

    ISBN: 978-3-96050-150-3

     

    Köstliche kretische Geschichten von Sigrid Wohlgemuth.

    Wer kennt sie nicht, die blauen Stühle, die auf Kreta vor jeder Taverne stehen? Wenn sie sprechen könnten, wüssten sie gewiss viel zu berichten, zum Beispiel vom schlichten, aber genussvollen Leben auf der griechischen Mittelmeerinsel. Vielleicht auch von Doris! Sie liebt Vassílis, die traumhafte Insel, ihre Menschen, die schneebedeckten Berge und das türkisfarbene Meer. Doris hat ihren Traum wahrgemacht: Sie ist geblieben. Doch selbst wenn die Temperaturen paradiesisch sind, nicht immer ist heiter Sonnenschein: Die Olivenernte ist gewöhnungsbedürftig, der Schwiegervater skeptisch, der Tag zwischen Arbeit und häuslichen Pflichten ebenso anstrengend wie zu Hause in Deutschland. Doch hier wie dort gilt: Essen hält Leib und Seele zusammen. Ob Tiropitákia, Briám, Dolmádes ... kretische Köstlichkeiten wandeln jede Krise in einen Traum.

    18 Stories gespickt mit köstlichen griechischen Speisen und ihren Rezepten. Ein Buch für Genießer, Urlauber, Auswanderer und die, die noch davon träumen.

    http://www.stories-and-friends.com/shop_detail.php?product_id=341&book=1&medium=HC&genre=0&special=XX&osCsid=e2ac2fed03d1cba462788d98f033e7f4

    Und tschüss - Auf nach Kreta!

    Heribert Zopes ist ein Mann in den besten Jahren, der sein Leben bisher auf der sicheren Seite verbracht hat. Er nennt einen sicheren Job, eine Frau und ein Haus sein Eigen und kann sich eigentlich nicht beschweren. Doch das alles ist nur Schein, denn seine Frau ist ihm untreu und er hat es satt, ständig funktionieren zu müssen. Das einzige, was er will, sind Ruhe und Zeit für sich selbst. Also kündigt Heribert, räumt die Konten leer und macht sich auf den Weg nach Kreta.

    Schon auf dem Flughafen beginnt aber das Chaos: Nicht genug, dass er in eine illustre Gruppe von Frauen gerät, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Im Flugzeug findet er sich zudem zwischen einem Pärchen wieder, das bewusst in einer Clubanlage für Singles Urlaub macht, in der auch Heribert seinen Aufenthalt verbringen wird.

    Und so beginnt ein Urlaub mit Irrungen und Wirrungen zwischen diesen Menschen, die einer Vielzahl von Missverständnissen zum Opfer fallen. Als dann auch noch Heriberts Ehefrau und sein ehemaliger Chef in Kreta erscheinen, nimmt das Chaos seinen Lauf. Soll Heribert seiner Frau nachgeben, die ihn unbedingt wieder zurückhaben will, oder sich Petra aus dem Kegelclub zuwenden, die sein einziger Lichtblick in dem Ganzen ist?

    Eine unerwartete Wendung der Ereignisse veranlasst Heribert, alles hinter sich zu lassen und die Einsamkeit Kretas zu suchen, wo er den Satz lernt, der fortan sein Lebensmotto wird: Das Leben leben und den Tod nicht fürchten.

     

     

     

    1. Kapitel

    »Und tschüss!«, sage ich und schleudere einen Briefumschlag auf den Schreibtisch meines Chefs.

    »Was haben Sie gesagt, Herr Zopes?« Herr Weißmüller, total verdattert, blickt paralysiert aufs Kuvert.

    »Lesen Sie.« Ich schnippe mit den Fingern vor seinen Augen wie ein Hypnotiseur, damit er aus seiner Starre aufwacht, und sage dann nochmals: »Und tschüss.«

    Flotten Schrittes eile ich zur Tür und schlage sie, zugegeben etwas heftig, zu. Staubflocken wirbeln vom Gummibaum herab, der im Flur steht. Ein paar von ihnen landen auf meiner Krawatte. Ich zerre den Schlips herunter, schmücke damit die langsam braun werdenden Blätter, denn niemand kümmert sich um den armen Kerl. Nie wieder würde ich einen Kehlkopfquäler um den Hals binden. Gerade als ich in meinem Büro verschwinde, höre ich, wie die Chefbürotür aufgerissen wird. Eilige Schritte hallen durch den Gang. Offenbar ist Weißmüllerchen ins Leben zurückgekehrt. Sehr sogar, denn so flott habe ich ihn selten sprinten gesehen, geschweige denn gehört. Ein extrem sportlicher Typ. Statt seinen Bizeps und Ausdauer zu trainieren, hockt er bis in die späten Abendstunden wie angenagelt auf seinem Hinterteil, um uns, seine Untergebenen, auf die feinste Art zu delegieren. Fällt die Genugtuung aus, vergräbt er sich hinter einem Aktenstapel, wohl auf der gedanklichen Suche nach attraktiven Schikanen. Schon baut er sich vor mir auf.

    »Herr Heribert Zopes. Was ist denn mit Ihnen los?«

    »Ich gehe.«

    »Und morgen sind Sie pünktlich wieder an Ihrem Platz.« Eher ein Befehl, als eine Frage.

    »Haben Sie meinen Brief nicht gelesen?«

    »Nein.«

    »Gekündigt. Fristlos!«

    Ich stürme an ihm vorbei in den anliegenden Raum. Schüttle die Kopierpapierpakete aus dem Karton, die daraufhin auf den Boden knallen. Wurscht! Stolz trage ich die erbeutete Kiste ins Büro und packe persönliche Sachen ein. Herr Weißmüller schnauft. Auf seiner Stirn glänzen Schweißperlen.

    »Herr Zopes. Nehmen Sie bitte Platz und lassen Sie uns in aller Ruhe darüber reden. Sie können nicht aus heiterem Himmel Ihren Job kündigen. Was ist denn vorgefallen?«

    Nun, ich kann den Mann verstehen. Das ist wohl in seinem dreißigjährigen Berufsleben das einschneidendste Ereignis. Abgesehen von seinen Intrigen, die sein jäm­mer­liches Dasein aufhellen. Wahrscheinlich auch privat, denn er gehört zu der Spezies der eingefleischten Jung­gesellen. Und auf einmal kommt der sonst korrekte Mit­arbeiter Heribert Zopes in sein Büro reingeschneit und behauptet mal eben: »Und tschüss.«

    Ich möchte nicht abstreiten: ein ziemlich herrisches Auf­treten. Im Moment fehlt mir das gewisse Einfühlungs­ver­mögen, der Erwartung eines Jeden an mich gerecht zu werden. In mir brodelt ein Vulkan. Ich will diesen Schritt durch­ziehen, solange ich die Courage dazu besitze. Dennoch bin ich alles andere als sicher, ob ich den richtigen Weg beschreite. Und schon schmettere ich ihm entgegen:

    »Ich hab keinen Bock mehr!«

    »Bitte, Herr Zopes, nehmen Sie doch Vernunft an«, fleht Weißmüllerchen.

    Vor der geöffneten Tür hat sich inzwischen das gesamte Personal eingefunden. Aus den Augenwinkeln beobachte ich erschrockene, vereinzelt heitere Gesichter. Diese hinterhältigen Schleimscheißer!

    Meine Güte, bin ich gut drauf. Ein solches Wort kam in meinem bisherigen Sprachgebrauch nicht vor. Fahr dich runter, Heribert. Das reinste Glücksgefühl, als ich das Kündigungsschreiben dem Weißmüller auf den Tisch geschmissen habe. Nun gewinnt die Schwärze der letzten Wochen Oberhand. Eigentlich ist alles um mich herum in Schwarz getaucht. Ausgenommen mein in Grautönen gehaltenes Büro. Jeder, der mir in die Quere kommt, nervt. An niemandem lasse ich ein gutes Haar.

    Nicht alle Kollegen haben etwas gegen mich, auch wenn ich mich ständig von ihnen distanziere. Mein Interesse am Bürotratsch ist gleich Null. Angekreidet wird mir, dass ich die Pausen auf die Minute genau einhalte. Das gehört bereits der Vergangenheit an. Im Augenblick zählt, dass ich meine gesamte Existenz infrage stelle.

    Weißmüller gehen die Argumente aus, er wendet sich an seine Mitarbeiter: »Kann mir bitte jemand von Ihnen er­klären, was mit Herrn Zopes los ist? Habe ich irgendetwas ver­passt?«

    »Weißmüller, du versäumst dein ganzes Leben in diesem veralteten Büro, mitten in der Kölner City. Dort unten vor der Tür, nicht hier im achten Stockwerk findet das Leben statt.« Das sollte ich ihm zum Abschied sagen. Schnell entscheide ich mich eines Besseren. Jeder muss selbst wissen, was er aus seinem Leben macht. Für mich ist die Zeit der Veränderungen gekommen. Den ersten Schritt habe ich getan, die Schwärze bekommt dadurch weiße Flecken. Ich räume weiter die Schubladen aus. Die Kollegen zischeln untereinander. Niemand traut sich einen Schritt näher, Weißmüller schüttelt unentwegt den Kopf. Der Geruch abgestandenen Kaffees schwebt in der Luft.

    Du kannst Weißmüller nicht in Ungewissheit sterben lassen, denke ich sarkastisch. Ein Vorgesetzter mit einer bestimmenden Art, doch immer nett zu dir. Der beste, nein, mein einziger Chef, seitdem ich im Berufsleben stehe. Ich sehe auf, direkt in seine nervösen Augen.

    »Sechser im Lotto!« Ob er mitbekommt, dass ich mir das Lachen kaum verkneifen kann?

    Ein Kollege ist im Begriff, sich auf mich zuzubewegen. Ich werfe ihm einen scharfen Blick zu. Daraufhin mischt er sich wieder unter die anderen. Obwohl: Mit dem Mitarbeiter hätte ich mir eine Freundschaft vorstellen können. Nie dazu gekommen. Egal. Aus den Augenwinkeln bemerke ich, dass Weißmüller trocken schluckt, seine Fliege dabei lockert.

    »Aber ...«, stottert er, »wieso haben Sie das nicht gleich ge­sagt. Meinen Glückwunsch. Dafür brauchten Sie nicht eine solche Show abzuziehen, schließlich sind wir all die Jahre gut miteinander ausgekommen. Ich gönne Ihnen den Gewinn.«

    Er kommt näher. Hallo! Der will mich jetzt nicht etwa umarmen? Abrupt bleibt Weißmüller stehen. Ihm ist wohl selbst eingefallen, dass wir keine Buddys sind. Richtig! Vorgesetzter und Angestellter; klare Grenzen. Dann sehe ich das missgünstige Schimmern in den Augen meiner Mitmenschen.

    »Es war ein Witz!«

    Hoffentlich fällt den Neidern alles aus dem Gesicht, ganz besonders den Botoxverseuchten. Diese gehässige Art an mir ist neu. Wieso schleichen sich auf einmal solch boshafte Gedanken in mein Denksystem?

    »Herr Zopes, so so, Sie scherzen nur!« Weißmüller fängt sich. »Darf ich den wahren Grund erfahren? Meinen Sie nicht, nach Ihren zweieinhalb Jahrzehnten Betriebszugehörigkeit habe ich ein Anrecht darauf?«

    »Ich habe einfach keinen Bock mehr.«

    »Bitte?«

    »Was ist daran so schwer zu verstehen? Ich sitze fünf Tage in der Woche hier in meinem mausgrau gestrichenen Büro, an meinem grauen Schreibtisch, mit der gleichfarbigen Lampe, an der ich mir mindestens zehnmal täglich den Kopf stoße. Doch ohne künstliches Licht geht im trüben Köln ja nix. Und wenn die Sonne mal scheint, muss ich die leichenblassen Rollos runterziehen, ansonsten unerkennbarer Bildschirm. Das Kantinenessen ist teilweise unter aller Würde.«

     Ich schiele auf die Kollegen. Manche stimmen meiner Aussage mit einem Nicken zu, die anderen ziehen eine Grimasse. Niemals zuvor hat mir das Kantinenessen etwas ausgemacht. Nicht gerade »Haute Cuisine«, doch genießbar. Und der Grauton im Büro ist mir, um ehrlich zu sein, einerlei. Einzig und allein von Bedeutung, dass ich mein Arbeitspensum täglich erreiche. Der Anstrich spielt dabei keine Rolle. Ganz zu schweigen von den Möbeln, auf denen sich eh die Aktenberge häufen und die Kolorierung verdecken. Bin selbst verblüfft über meine Ausführungen.

    »Das ist kein ausreichender Grund, seinen Job von jetzt auf gleich an den Nagel zu hängen«, meint Weißmüller.

    »Ich habe gerade erst mit dem Hinschmeißen angefangen.« Ich hole tief Luft, um genug Atem für meine Rede zu haben. Stocke. Passende Worte bleiben aus, die auf den Punkt genau die Sachlage wiedergeben könnten.

    Fakt ist: Ich befinde mich in einem Gefühlschaos. Das kürzliche Fremdgehen meiner Frau: Der erste Auslöser für die Schwärze, die mich seither gefangen hält. Händeringend suche ich einen Ausweg aus dem Dunkel. Den Job zu schmeißen, kam mir nach der letzten schlaflosen Nacht als Fortsetzung der Veränderungen in den Sinn. Der wahre Grund geht weder meinen Chef noch die Kollegen etwas an.

    Fertig mit dem Packen. Klemme den Karton unter den Arm und bahne mir einen Weg aus dem Büro. Weißmüller schreitet hinter mir her, hält mich am Arm zurück. Beim Umdrehen steigt mir sein Schweißgeruch in die Nase.

    »Kommen Sie in mein Büro. Zusammen finden wir eine Lösung.« Geht voraus, wendet sich um. Wahrscheinlich zur Sicherheit, dass ich ihm folge.

    Ich denk nicht daran. Stattdessen stimme ich den Reinhard Mey Song an: »Gute Nacht, Freunde, es ist Zeit für mich zu geh´n.« Und setze nach: »Es liegt nicht an Ihnen oder am Job, sondern ausschließlich an mir persönlich.« Mit Mühe finde ich versöhnliche Worte. »Danke für die Berufsjahre, die wir gemeinsam gemeistert haben.«

    Mitarbeiterhälse recken sich, ich habe wohl zu leise gesprochen.

    »Tschüss.« Ein Winken, während ich den Karton zwischen Kinn und Hand balanciere. Gehe zum Fahrstuhl, drücke den Knopf. Die Tür der Eingangshalle schließt sich hinter mir. Nie mehr würde ich einen Fuß über diese Schwelle setzen. Ein Schwur. Insgeheim geht mir die Flatter, weil ich keinen blassen Schimmer von meiner Zukunft habe. Nach einigen Metern, vor dem Gebäude, stellt sich eine gewisse Er­leichterung ein. Ein Teil der Anspannung fällt von mir ab. Beschwingt, weil ich Mut bewiesen habe, einen derart gewagten Schritt zu gehen. Und das ist erst der Anfang!

     

     

     

     

    Taschenbuch, 510 Seiten,

    inkl. 27 kretischen Rezepten

    ISBN: 978-3-96050-041-4

    auch als EBook erhältlich

    www.franzius-buchshop.de

     

    Kreta Roman
    Kreta Roman

    Die Kölnerin Anna zieht in den 80er-Jahren zu ihrem Freund, dem Ziegenhirten Ilías, in ein kretisches Bergdorf und trifft dort auf Ilías‘ Vater, der schwer unter der deutschen Besatzung Kretas im Zweiten Weltkrieg leiden musste. Während sich Anna mit harter Arbeit bei der Olivenernte bemüht, endlich von ihrem Schwiegervater akzeptiert zu werden, quält ihre beste Freundin Thalia ein nicht erfüllter Kinderwunsch. Geradezu unerträglich wird die Situation für Thalia, als sie erfährt, dass Anna schwanger ist. Thalia flieht aus dem Dorf und setzt damit ihre Ehe aufs Spiel.


    ISBN: 978-3-7650-9104-9
    205 x 135 x 40 cm
    Paperback
    480 Seiten

    14,90€

     

    auch als EBook erhältlich

    Prolog

     

    Es krachte. Anna fuhr zusammen. Direkt vor ihr löste sich ein Baum samt Wurzelballen aus der Böschung am Abhang über der Straße. Ruckhaft riss sie das Lenkrad herum. Der Baum stürzte knapp hinter ihrem Wagen auf die Fahrbahn. Sie hatte keine Zeit aufzuatmen, denn durch die plötzliche Bewegung war das Heck ins Schleudern geraten. Sie trudelte unkontrolliert um die eigene Achse, kam nun endgültig von der Straße ab, an der sich keine Leitplanke befand, und rutschte mit einem gellenden Schrei den Berg hinab. Dann hörte sie nur noch das Schrappen der Scheibenwischer, stierte wie betäubt auf die rasche Bewegung. Das Atmen fiel ihr schwer, der Sicherheitsgurt umspannte straff ihren Körper. Der Versuch, sich zu rühren, scheiterte schmerzlich. Sie schloss die Augen.

     

    Nicht einschlafen. Ich muss wach bleiben, bis ich gefunden werde. Aber ich bin schrecklich müde und möchte schlafen. Es tut weh. Am besten zähle ich.

     

    Doch als sie damit anfangen wollte, brachte sie die Lippen kaum auseinander. Sie schmeckte Blut.

     

    »Helft mir!«, rief sie und hatte das Gefühl, als prallten die Worte an die Windschutzscheibe und schallten zu ihr zurück.

     

    Sie werden mich bald finden. Ganz sicher! Der Regen hat nachgelassen. Nur eine Frage der Zeit, bis ein Auto vorbeikommt. Mit einem letzten Ratschen verstummten die Scheibenwischer.

     

    Die Stille ist unerträglich, dachte sie und spürte Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Ruhe bewahren. Ich darf nicht in Panik ausbrechen.

     

    Anna atmete flach, um das Stechen in ihrem Leib gering zu halten.

     

    »Verdammt!«, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen.

     

    Nachdem sie im Reisebüro die Tickets für einen Familienurlaub in Köln zu Weihnachten freudig entgegengenommen hatte, war sie vor der Tür von einem leichten Nieselregen überrascht worden. Bald darauf öffnete der Himmel über Kreta seine Pforten und es begann, in Strömen zu gießen. Ein starker Wind aus Südosten fegte übers Land, und der Wagen schwankte auf der Rückfahrt von Sitía nach Tourlotí, ihrem Heimatdorf. Obwohl sie den Scheibenwischer auf höchste Stufe gestellt hatte, war der Asphalt durch die beschlagene Windschutzscheibe vor ihren Augen nur verschwommen zu sehen. An dem Teilstück der engen Straße, das sich im Bau befand, wurde es schlimmer. Eine Möglichkeit anzuhalten gab es nicht, allenfalls mitten auf der Fahrbahn. Anna war sicher gewesen, die Hürde zu schaffen, und ein Stück weiter hätte sie auf dem Standstreifen stoppen können, um das Unwetter abzuwarten.

     

    Aus den Augenwinkeln hatte sie die Bäche gesehen, die von den Bergen herunterstürzten und Gesteinsbrocken mit sich rissen. Im ersten Gang, mit dreißig Stundenkilometern, lenkte sie den Wagen am Bagger vorbei. Bloß nicht heftig bremsen, hatte sie sich ermahnt, denn gerade an dieser Stelle schien es am gefährlichsten, auf der Straße lag ein Kieselsandgemisch. Doch trotz aller Vorsicht hatte es sie erwischt, als der Baum herunterkrachte.

     

    Anna wimmerte. Warum kam denn keiner, um sie zu retten?

     

    Denk an etwas Schönes. Sie holte Erinnerungen aus ihrer Jugendzeit hervor. Damals, als sie Studentin gewesen war und das erste Mal Urlaub auf der griechischen Insel gemacht hatte.

     

    Ilías! Anna versuchte, den Mund zu einem Lächeln zu verziehen. Aber die kleinste Bewegung tat weh.

    Was hat mich damals derart fasziniert, dass ich hergezogen bin? Diese Frage versetzte Anna sogleich in die Bilder der Vergangenheit, spülte den Schmerz und ihre verzweifelte Lage fort.

    FB Sigrid Wohlgemuth

    www.sigrid-wohlgemuth.eu

     

    kreta erleben

    Ich wünsche jedem Besucher viel Freude in meinem Blog auf Entdeckungsreise zu gehen. Ein Klick und du erlebst die Insel in Wort, Bild und Geschichten. 


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